AUSSENRIFF TAUCHGANG – PASSE BOUENI
Heute früh war wieder Tauchen angesagt. Ich steckte den Kopf aus der Türe und dachte: Super, Sonne! Mist, Wind…
Es war richtig stürmisch.
Beim Frühstück liegen immer eine Kopie der Tageszeitung aus und eine Wettervorhersage. Sie stimmt nicht wirklich, aber diesmal war auch etwas Sturm angesagt. Lustigerweise endet jede Wettervorhersage mit: „La mer est belle!“.
Nach dem Frühstück habe ich dann gleich Zintona eingeschmissen, um die bevorstehende Bootsfahrt gut zu überstehen.
Wir fuhren trotz Wellen zum Außenriff, zu dem Durchgang Passe Boueni. Ein nettes, deutsches Paar und ich werden mit Tauchguide Carol tauchen. Sie erklärte uns, dass das ein Strömungstauchgang wird, was bei dem Wellengang sowieso klar war.
Die beiden Deutschen erzählten, dass sie vor Mayotte eine Woche auf La Réunion zum Wandern waren. Viele Touristen kombinieren diese beiden Inseln. Da es aber auf Réunion immer wieder zu unerklärliche Haiattacken auf Schwimmer kommt und ich kein Wanderfan bin, entfällt dieses Urlaubsziel wohl für mich. Das Paar traf dort einen Mann, der drei Monate auf Mayotte gelebt hatte und ihnen erzählte, dass es hier so schlimm mit Kriminalität wäre. Erst recht, seit es so viele Flüchtlinge von Madagaskar und den Komoren gibt. Sie sollen hier bloß nirgends alleine hingehen.
Ich habe nirgends auf meinen Ausflügen jemals ein Gefühl der Unsicherheit gehabt. Aber gut, ich wäre jetzt auch nicht nachts alleine im Inselinneren unterwegs, das würde ich aber auch in Europa nicht unbedingt machen. Später hörte ich nochmal, dass es im Norden der Insel gefährlicher ist.
Die Bootsfahrt war sehr, sehr nass, die Wellen peitschten auf das Boot. Ich habe mir irgendwann einfach meine Taucherbrille aufgesetzt, um überhaupt was zu sehen. Ich musste bei der Fahrt aktiv gegen Seekrankheit vorgehen, stehend und mich gut festhaltend.
STÖMUNG AM AUSSENRIFF VON MAYOTTE
Am Riff angekommen, ging es leider nicht gleich ins Wasser, Carol checkte erst die Strömung. Dieses Gedümpel kurz bevor es ins Wasser geht, mag ich am wenigsten. Die Strömung ging von außen nach innen, so beschlossen wir, auch in diese Richtung zu tauchen. Leider ging es dann immer noch nicht ins Wasser, erst mussten zwei Profitaucher mit Mords-Kamera-Ausrüstung und riesigen Lampen ins Wasser.
Endlich durfte ich springen. Wir tauchten sofort nach unten, um nicht abgetrieben zu werden. Unten angekommen mussten wir auf die nächste Gruppe warten, einer hatte wohl etwas Probleme, so schnell nach unten zu tauchen. Die Strömung war zwar auch unten stark, aber ich konnte mich wunderbar mit ihr treiben lassen. Zwei Adlerrochen begegneten uns und ein großer Kugelfisch. Wieder sahen wir wunderschöne Schwärme und intakte Korallen. Je weiter wir in die Lagune kamen, desto trüber wurde es. Der Sicherheitsstopp auf fünf Metern Tiefe fand im Freiwasser statt, was bei Strömung nicht ganz so einfach ist. Ich hatte Gottseidank keine Probleme, Carol musste bei einem Mittaucher noch zusätzliches Blei in das Jacket stopfen. Lieber sind mir aber auch Sicherheitsstopps direkt am Riff entlang, da sieht man wenigstens noch was.
Oben angekommen wurden die zwei Gruppen schnell vom Boot eingesammelt, diesmal mussten wir wegen der Strömung mit den Flossen an den Füßen und dem Mundstück im Mund aufs Boot klettern, falls uns eine Welle wegreißt. Elegant ist anders. Nachdem alle an Bord waren hoffte ich auf eine schnelle Rückfahrt. Pustekuchen, wir warteten auf die beiden Profis. Und warteten. Und warteten. Und fuhren sie schließlich suchen. Hat jemand mal den Film „Open Water“ gesehen?…Oder „Der Sturm“ mit George Clooney? Es gestaltete sich schwierig, bei den bootshohen Wellen die rote Luftboje zu sehen, die Taucher an der Oberfläche aufpusten. Ein anderes Tauchschiff kam uns entgegen und wir fragten sie, ob sie unsere Taucher gesehen hatten. Hatten sie nicht. Nach 20 Minuten bekam der Bootsführer einen Anruf, ein weiteres Boot hatte sie gesichtet. Nichts wie hin. Ich weiß nicht, aber selbst als absoluter Profi und unbegleiteter Taucher finde ich, dass man bei so einem Wellengang doch in der Nähe der restlichen Gruppe bleiben sollte, man treibt ja auf der Oberfläche sowieso noch ab. Oben angekommen wurde zwar viel gewitzelt, aber ich hatte vorher dann doch das ein oder andere sorgenvolle Gesicht gesehen.
Am Nachmittag wollte ich eigentlich schnorcheln gehen, aber das Meer war zu wellig und man sah nicht die Hand vor den Augen, da der Grund aufgewühlt war. Na, ein bisschen schwimmen tuts ja auch mal zur Abwechslung. Ich hoffe auf ruhigeres Wetter morgen!